Willkommen im Forum

Liebe Besucher,
Liebe Devotees,

nach monatelanger intensiver und freudiger Arbeit an dieser Webseite zusammen mit unserer Webdesignerin bin ich sehr glücklich, dass nun alles soweit vollendet ist. Heute am 9.9.2016
ist zudem der Erscheinungstag von Shrimati Radharani, ein äußerst glücksverheißender Tag
für die Premiere unseres Forums und dieser Webseite als Ganzes.

Anstelle von Verhaltensregeln möchte ich einfach alle TeilnehmerInnen höflich darum bitten,
nett zueinander zu sein und auch bei Meinungsverschiedenheiten – die naturgemäß immer irgendwann bei Diskussionen auftreten werden – stets den guten Ton zu wahren.

Ich freue mich auf einen regen Austausch.

Euer Vedanta

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Das Leben ist hundsgemein

Das nachfolgende Gespräch aus dem Mahabharata findet zwischen Shri Krishna und Karna statt. Laut Babaji Maharaja ist Karna tatsächlich eine der tragischsten Persönlichkeiten im Mahabharata. Er ist der unglückliche, geheime Halbbruder der Pandavas, von dem diese leider erst ganz zum Schluss von ihrer Mutter Kunti erfahren durften.

Als unverheiratetes Mädchen erwarb sich Kunti einst die Gunst des Mystikers Durvasa Muni, als dieser bei ihr zu Gast war und sie ihn fleißig bediente und bekochte. Zum Abschied schenkte er ihr wohlwollend einen Zauber-Mantra, mit dem sie jeden Halbgott herbeirufen konnte. Irgendwann, aus purer Neugier, wollte Kunti den Mantra einfach mal ausprobieren. Sie rief also Suryadeva, den Sonnengott herbei. Dieser erschien dann prompt vor ihr. Kunti war freudig-erschrocken über seinen Darshan und wollte ihn dann sogleich wieder zurückschicken. Suryadeva jedoch ließ sich nicht so leicht abspeisen. Er wäre ja schließlich nicht vergebens hergekommen und entschied sich spontan dazu, mit ihr ein Kind zeugen. Zuvor aber versprach er, ihre Jungfräulichkeit danach wieder herzustellen, damit sie später keine Schwierigkeiten bekäme wegen Heirat. Als Folge dieser Schwangerschaft wurde also Karna geboren, und aus Angst und Scham setzte Kunti ihn heimlich in ein Körbchen im Fluss aus, wo er später von einem einfachen Ehepaar gefunden und aufgezogen wurde.

Karna war schon aufgrund seiner Abstammung von äußerst edlem Charakter und wurde weltberühmt für seine unglaubliche Wohlfahrtstätigkeit. Tagtäglich verschenkte er kiloweise (!) Gold an die Armen, d.h. Lehrer und Sadhus. Und doch hatte Karna immer wieder großes Pech im Leben. So kämpfte er auch in Kurukshetra auf genau der falschen Seite, nämlich der von Duryodhana, und somit gegen Shri Krishna und die Pandavas. All dies kommt im nachfolgenden Dialog noch detaillierter zum Ausdruck. Die Erwiderung Shri Krishnas auf Karnas Wehklagen finde ich sehr brilliant und humorvoll. Sie kann ein großer Trost sein, vor allem dann, wenn das Leben uns wieder mal einen dicken Strich durch die Rechnung macht.

Hier nun also die Szene aus dem Mahabharata, die sich anscheinend noch vor dem Großen Krieg in Kurukshetra abspielte. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Purushottama ji, der uns den folgenden Text freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat!

Karna machte Shri Krishna bittere Vorwürfe:

Meine Mutter hat mich in dem Moment verlassen, als ich geboren war. Ist es etwa meine Schuld, dass ich als uneheliches Kind zur Welt kam?

Ich habe keine Ausbildung von Dronacharya bekommen, weil er mich als Nicht-Kshatriya [nicht in einer Kshatriya-Familie aufgewachsen] betrachtete.

Parashurama hingegen lehrte mich zwar, sprach dann aber - eben weil ich ein Kshatriya bin! - einen Fluch aus, der mich [im entscheidenden Moment] wieder alles vergessen ließ.

Eine Kuh wurde zufällig von meinem Pfeil getroffen und auch ihr Besitzer verfluchte mich, obgleich ich schuldlos war.

Während Draupadis Svayamvara [Wettkampf, bei dem die Prinzessin am Ende den Sieger als ihren Bräutigam auswählt] wurde ich schwer beleidigt.

Sogar meine eigene Mutter Kunti hat mir am Ende die Wahrheit nur deshalb gebeichtet, um ihre anderen Söhne zu retten.

Was auch immer ich bekam, war durch Duryodhanas Barmherzigkeit. Was soll also falsch daran sein, wenn ich nun auf seiner Seite stehe?

Shri Krishna erwiderte darauf:

Karna, Ich wurde im Gefängnis geboren.

Der Tod wartete schon vor meiner Geburt auf mich.

In derselben Nacht, in der Ich geboren wurde, wurde Ich von Meinen leiblichen Eltern getrennt.

Du warst von Kindesbeinen an mit den Klängen des Schwertkampfs,
der Streitwagen, der Pferde und des Bogenschießens vertraut.
Ich dagegen kannte nur Kuhstall, Mist und einige Attentatsversuche auf Mein Leben,
schon bevor Ich überhaupt laufen konnte!
Kein Militär, keine Ausbildung.

Ich hörte manche Leute gar sagen,
Ich sei der Grund für all ihre Probleme!

Während ihr alle für eure Tapferkeit
von euren Lehrern ausgezeichnet wurdet,
hatte ich noch keinerlei Ausbildung erhalten.
Erst im Alter von 16 Jahren kam ich in die Gurukula von Sandipani Rishi.

Du bist mit einem Mädchen deiner Wahl verheiratet.

Ich habe nicht das Mädchen bekommen, das Ich liebte,
und habe schlussendlich einfach die Mädchen geheiratet,
die Mich haben wollten, oder diejenigen,
die ich vor Dämonen gerettet hatte.

Ich musste mit meiner ganzen Gemeinde umsiedeln,
weit weg von den Ufern der Yamuna bis hin zur Meeresküste,
um sie vor Jarasandha zu retten.
Dafür beschimpften sie Mich dann als Feigling.

Wenn Dhuryodhana den Krieg gewinnt,
wirst du große Anerkennung und hohe Ehren ernten.
Was aber bekomme Ich, wenn Dharmaraja die Schlacht gewinnt?
Nur die Schuld für den Krieg und alle damit zusammenhängenden Probleme.

Merk‘ dir Eines, Karna:
Jeder hat Herausforderungen im Leben.
Das Leben ist zu Niemandem gerecht.

Dhuryodhana hatte auch viel Ungerechtigkeit im Leben zu ertragen und ebenso Yudhishthira. Deinem Geist [Gewissen] aber ist wohlbekannt, was rechtschaffenes Handeln [Dharma] ist.

Egal, wie viel Unrecht uns widerfährt,
wie oft wir beschimpft werden, oder
wie oft uns das verweigert wird, was uns eigentlich zusteht:
Entscheidend ist immer, wie wir darauf reagieren.

Hör auf zu jammern, Karna!

Die Ungerechtigkeiten des Lebens geben dir nicht das Recht dazu,
den falschen Weg der Unredlichkeit einzuschlagen.