Willkommen im Forum

Liebe Besucher,
Liebe Devotees,

nach monatelanger intensiver und freudiger Arbeit an dieser Webseite zusammen mit unserer Webdesignerin bin ich sehr glücklich, dass nun alles soweit vollendet ist. Heute am 9.9.2016
ist zudem der Erscheinungstag von Shrimati Radharani, ein äußerst glücksverheißender Tag
für die Premiere unseres Forums und dieser Webseite als Ganzes.

Anstelle von Verhaltensregeln möchte ich einfach alle TeilnehmerInnen höflich darum bitten,
nett zueinander zu sein und auch bei Meinungsverschiedenheiten – die naturgemäß immer irgendwann bei Diskussionen auftreten werden – stets den guten Ton zu wahren.

Ich freue mich auf einen regen Austausch.

Euer Vedanta

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Blindheit, Vision & Wissen

Vorlesung über Hinduismus (8. Teil, 6. Fortsetzung)
SH Shri Satyanarayana Dasa Babaji Maharaja

Gibt es Fragen?

F:     Als du beschrieben hast, wie Krishna alle Bindungen Arjunas auf der Stelle enthüllte, dachte ich, dass ja alle diese Relationen in Form von Menschen, d.h. persönlichen Beziehungen vorhanden waren. Doch es scheint, dass in unserer modernen Zeit, obwohl es Beziehungen gibt, wir dazu übergehen, uns wirklich mehr an Dinge als an Menschen zu binden. Also frage ich mich, ob das einen Unterschied in unserem modernen Kontext und für unseren spirituellen Fortschritt macht.

A:     Ja, hier werden die Bindungen in personifizierter Form dargestellt. Aber Bindung muss nicht unbedingt zu einer Person sein. Es könnte so sein. Du kannst an deinem Auto hängen, du kannst an deiner Gitarre hängen. Vielleicht hängst du auch an einem bestimmten Gegenstand im Haus, wie etwa einem Gemälde. Bindungen sind zu allem möglich. Aber hier wird es so dargestellt, dass es sich um eine Person handelt, sie ist lebendig! Im Grunde also sind Bindungen oder Abhängigkeiten wie Lebewesen in dir, das ist die Idee dabei. Sie sind wie ein Wesen in dir und im Falle von Arjuna wurden sie im Draußen präsentiert. In Wirklichkeit stehen sie aber nicht da draußen. Auch wenn du an einer Person hängst, wenn du eine Person liebst, ist die Bindung immer noch in dir selber drinnen. Person ist Person, er oder sie ist draußen. Aber wo befindet sich die Bindung? Die Bindung liegt in dir. Genau jene Bindung also, die sich in deinem Inneren befindet, wurde hier als ein Lebewesen im Draußen präsentiert. Es spielt daher keine Rolle, ob die Bindungskraft auf Personen oder auf Gegenstände gerichtet ist. In den alten Tagen überwogen die Bindungen an Menschen, denn es gab nicht so viele Gegenstände zum Spielen. Es gab keinen Fernseher, kein Handy, keine Rechner - keines dieser Dinge existierte. Es gab nur ein paar Dinge: etwas Essen, Kleiner, ... einfache Dinge. Daher waren eher Menschen Ziel von Bindungen. Oder auch Vieh, man hatte halt ein Haustier.

Jetzt aber wird aufgrund der Technologie
das Leben immer unpersönlicher.

Einer der großen Beiträge der Technik ist es, Dinge herzustellen, die unser Leben unpersönlich machen, so dass wir keinen direkten Kontakt mehr mit den Menschen haben. Du kannst bei dir zuhause sitzen, auf Amazon.de gehen, dir Sachen bestellen und diese werden dir prompt nach Hause geliefert werden. Früher, wenn du etwas kaufen wolltest - und besonders in Indien ist das auch heute noch so - gehst du in den Laden. Der Ladenbesitzer ist da und man hat tatsächlich eine persönliche Beziehung zum Ladenbesitzer. Das ist ganz natürlich, wenn du jeden Tag dort einkaufst, entwickelst du eine Beziehung, eine Bindung, ein gewisses Mögen und Nicht-Mögen. Aber mit amazon.de - was kannst du damit haben? Du hast damit jedenfalls keinerlei Art von Bindung. Du bekommst dein Produkt und das war‘s dann - Tschüss! Du zahlst mittels Kredit- oder EC-Karte, dafür musst du nicht einmal zur Bank gehen. Du wischt sie einfach über das Gerät oder gibst einen Code ein. So wird alles immer unpersönlicher. Deshalb sind unsere Bindungen auch vielleicht mehr auf unpersönliche Dinge gerichtet, und das ist auch einer der Gründe, warum es heutzutage immer mehr Haustiere gibt. Weil die Bindung an ein Lebewesen einfach erfüllender und befriedigender ist als jene zu einem Nicht-Lebewesen. Du kannst noch so sehr an deinem Auto hängen, aber wenn du ein Haustier hast, schenkt dir das bei weitem mehr Zufriedenheit als die Bindung zum Auto. Und wenn du sogar einen Menschen hast, wird dir das noch mehr Zufriedenheit schenken als ein Haustier. Andererseits:

Das Problem bei den Menschen ist allerdings,
dass es da auch noch diese andere Seite gibt,
die das Haustier nicht hat.
Deshalb bevorzugen die Leute Haustiere.

[Lachen im Publikum] Es gab sogar einmal jemanden, der versuchte, einen Stein als Freund zu haben. Diese Geschichte wurde sehr populär. In gewisser Weise ist das sogar noch besser als ein Haustier, weil er nämlich überhaupt nichts verlangt. Er kann aber natürlich andererseits auch nicht hergehen und dein Gesicht lecken und mit dem Schwanz wedeln wie ein Hündchen [Lachen im Publikum]. Ja, es ist eine Tatsache, dass es heutzutage mehr Bindungen an Gegenstände als an Menschen gibt. Das ist auch der Grund, warum die Menschen mit ihrem Leben nicht besonders zufrieden sind. Wie ich schon sagte, kann Zufriedenheit nicht aus der toten Materie kommen.

F:     Du sagtest, dass Duryodhana und seine Armee viel mächtiger waren und doch waren sie ängstlich, weil sie unmoralisch gehandelt hatten. Aber haben nicht beide Seiten unmoralisch gehandelt? Denn der ganze Krieg begann schließlich, weil Yudhisthira spielte und alles verlor ...

A:     Ja schon, aber er hat gespielt, weil sie ihn eingeladen hatten. Glücksspiel an sich war nichts Unmoralisches, das war gang und gäbe unter Königen. Genau wie heute in Amerika, dort ist das gesetzliche Glücksspiel erlaubt. Du kannst nach Las Vegas gehen - das ist völlig legal. Unmoralisch wird es aber, wenn du verloren hast, und dann versuchst, den Gewinn dem anderen wieder zu entreißen, oder etwa die Bank auszurauben. Yudhisthira spielte, das war okay. Als er aber verloren hatte, danach alle gestellten Bedingungen erfüllte, und trotzdem sein Königreich nicht zurückbekam - das ist unmoralisch.

F:     Du hast erklärt, dass die Blindheit Dhritarashtras Blindheit aufgrund von Bindungen versinnbildlicht und dass durch das Verbinden seiner Augen jemand unbefangen wird. Aber wie verhält es sich mit Hören ... [akustisch leider unklar in der Aufnahme]

A:     Wenn du etwas hörst, dann hörst du von einer Quelle, die es gesehen hat, richtig? Es ist nicht so, dass sie [die Quelle] auch blind ist. Eine blinde Person hört, aber wenn sie von einer anderen blinden Person hört, die von einer anderen blinden Person gehört hat, die von einer anderen blinden Person gehört hat, ... letztlich muss es irgendjemanden geben, der es gesehen hat. Ansonsten können wir nicht sicher sein, ob das, was wir hören, richtig oder falsch ist. Die ultimative Quelle muss daher die tatsächliche Sicht sein. Nur dann ist es Autorität.

Wenn ich etwas gesehen habe und es dir dann sage -
obwohl du es nicht gesehen hast,
du mir aber vertraust,
weil du weißt,
dass ich Recht habe
- dann kannst auch du dieses Wissen haben.

Aber wenn ich selbst blind bin und dir etwas sage, dann ist nicht sicher, ob das, was du hörst, richtig oder falsch ist Deshalb muss die ultimative Quelle der Vision oder direkten Sicht entspringen. Und die Autorität des Hörens basiert auf Vision.