Willkommen im Forum

Liebe Besucher,
Liebe Devotees,

nach monatelanger intensiver und freudiger Arbeit an dieser Webseite zusammen mit unserer Webdesignerin bin ich sehr glücklich, dass nun alles soweit vollendet ist. Heute am 9.9.2016
ist zudem der Erscheinungstag von Shrimati Radharani, ein äußerst glücksverheißender Tag
für die Premiere unseres Forums und dieser Webseite als Ganzes.

Anstelle von Verhaltensregeln möchte ich einfach alle TeilnehmerInnen höflich darum bitten,
nett zueinander zu sein und auch bei Meinungsverschiedenheiten – die naturgemäß immer irgendwann bei Diskussionen auftreten werden – stets den guten Ton zu wahren.

Ich freue mich auf einen regen Austausch.

Euer Vedanta

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumArchiv (Deutsch): BhaktiDie Große Illusion
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Die Große Illusion

Vorlesung über Hinduismus (8. Teil, 5. Fortsetzung)
SH Shri Satyanarayana Dasa Babaji Maharaja

Manchmal heiß, manchmal kalt, so bekommt der Geist seine Nahrung. Natürlich ist das materielle Nahrung und es gibt auch einen anderen Weg, zu Nahrung zu kommen, der nicht von all dem abhängt. Und das ist es, was Kṛṣṇa lehren wird. Ansonsten sind wir materiell immer auf der Suche nach einer Beziehung in Form von Liebe und Hass. Nicht nur lieben. Es ist nicht so, dass wir nur die Liebesbeziehung suchen, wir suchen auch die Hassbeziehung, weil wir auch diese Art Nahrung wollen. Diese regt ebenfalls den Blutkreislauf im Körper an [Lachen im Publikum]. Stimmt das? Wenn du ein wenig wütend oder verärgert bist, hast du eine bessere Durchblutung als normal. So funktioniert der menschliche Geist. Im Sanskrit gibt es dafür die schönen Worte Raga und Dvesha. Liebe und Hass, Zuneigung und Abneigung. Das ist, was wir die ganze Zeit über tun.

Wenn du menschliche Psychologie studierst,
beruht sie in erster Linie auf diesen beiden Dingen:
Liebe & Hass.

Ich mag das, das gefällt mir nicht. Ich mag das, ich liebe das, ich hasse das. So triffst du Entscheidungen. Ob nun beim Essen, bei deiner Kleidung, bei deinem Lebensstil, bei der Bildung ... überall. Wenn man tatsächlich versteht, was genau eine Person mag und nicht mag, kann man vorhersehen, was er oder sie tun wird und was nicht. Es ist ganz einfach. Wenn man die Vorlieben und Abneigungen einer Person im Leben und durch Beobachten studiert, so kann man tatsächlich Vorhersagen über das Verhalten dieser Person treffen. Das sind wie zwei Programme in dir, die dich arbeiten lassen. Dabei denkst du vielleicht, dass du unabhängig bist.

Du denkst vielleicht,
dass du unabhängige Entscheidungen triffst.

Das ist eine GROßE Illusion!

Denn du weißt ja gar nicht, was dir im nächsten Augenblick in den Kopf schießt. Nun, was bringt diesen Gedanken in den Kopf? Was ist das Programm in dir? Das Programm von Zuneigung und Abneigung, Liebe und Hass. Das ist, was in den Gedanken die ganze Zeit auftaucht. Und wenn diese Gedanken kommen, denkst du, das wäre dein Gedanke. Als ob du das gedacht hättest. Nein, du hast das nicht gedacht. Es ist ein anderer Kerl, der im Inneren sitzt, und der kontinuierlich diese Gedankenwellen erzeugt. Wenn der Gedanke dann kommt, bist du eigentlich gezwungen zu entscheiden, meistens folgt man nämlich dem Gedanken. Manchmal - wenn du intelligent bist - entscheidest du, nicht darauf einzugehen. So verläuft unser Leben innerhalb dieser beiden Strömungen von Raga und Dvesha. Es ist wie ein Fluss, der zwei gegenüberliegende Ufer von Liebe und Hass hat. Im Grunde handelt es sich dabei um nur eine Sache, der Fluss ist nur einer, richtig? Aber er hat zwei Seiten. Ebenso in uns selbst, wir haben diese Energie im Inneren. Manchmal sind wir auf dieser Seite des Flussufers, manchmal sind wir auf der anderen Seite des Flussufers - es ist derselbe Fluss. Aber wir denken: „Nun es geht mir gut“ und "Nun geht es mir nicht so gut“. Aber es gibt keinen Unterschied. Für Einen, der das Ganze von oben betrachtet, macht es keinen Unterschied. Aber wenn wir mittendrin stecken, machen wir Unterscheidungen. So entsteht die Dualität.

In der [Absoluten] Wahrheit
gibt es keine
Dualität,
es gibt nur
Realität.

Aber unser Geist macht aus der Realität die Dualität. Das ist die nämlich Aufgabe des Geistes. Sobald sich etwas ereignet, teilen wir es entzwei. Wir wählen diese Seite oder jene Seite. Aber das, was kommt, hat nicht diese beiden Seiten, es ist nur eins.

Arjuna macht jetzt genau das. Zuerst stand er auf der einen Flussseite, dem Hassufer. Ihr erinnert euch sicher an Vers Nr. 23:

yotsyamānān avekṣe 'haṁ   ya ete 'tra samāgatāḥ
dhārtarāṣṭrasya durbuddher   yuddhe priya-cikīrṣavaḥ

Ich möchte diejenigen in Augenschein nehmen, die hier zum Kampfe bereit zusammengekommen sind, um Duryodhana, den niederträchtigen Sohn Dhṛtarāṣṭras zu erfreuen.

- Bhagavad Gita 1.23

Er bezeichnet sie als böse, d.h. Arjuna steht am Ufer des Hasses. Und jetzt schwimmt er hinüber zu anderen Ufer und sagt:

Nun ja, eigentlich sind das doch meine Freunde!!

Ihr werdet sehen, was Arjuna nun in Vers 28 sagen wird:

arjuna uvāca
dṛṣṭvemaṁ sva-janaṁ kṛṣṇa   yuyutsuṁ samupasthitam
sīdanti mama gātrāṇi   mukhaṁ ca pariśuṣyati
vepathuś ca śarīre me   roma-harṣaś ca jāyate

Arjuna sagte:
O Kṛṣṇa, beim Anblick meiner eigenen Verwandten werden meine Glieder taub und mein Mund ist wie ausgetrocknet. Ich zittere am ganzen Körper und meine Haare stehen mir zu Berge.

- Bhagavad Gita 1.28b-29

Erinnert ihr euch? Vorher nannte er sie noch Schurken! Und jetzt sagt er: „Das sind doch meine Verwandten“. Seht ihr, wie schnell er sich gewandelt hat? Das ist die List des Geistes. Solange der Geist in diesen beiden Rillen läuft, kannst man die Realität nicht sehen. Sind sie nun seine Feinde, oder sind sie seine Verwandten? Oder sind sie gar beides? Oder keines von beiden? Es gibt im Grunde nur vier Möglichkeiten. Entweder sind sie weder Freunde noch Feinde, oder sie sind Freunde, oder sie sind Feinde, oder sie sind beides. Arjuna ist jetzt verwirrt. Das ist der verworrene Zustand des menschlichen Geistes.

Wenn wir uns in einem verworrenen Geisteszustand befinden,
können wir offensichtlich keine Entscheidungen treffen.

Denn Entscheidungen werden getroffen, wenn Klarheit im Denken vorherrscht. Wenn wir nicht entscheiden können, ob dies tatsächlich zu unserem Vorteil gereicht oder nicht, können wir keine Entscheidung treffen. Man muss sich schon darüber klar sein, entweder

Ich liebe es! und dann du triffst eine Entscheidung, es zu machen, oder

Ich hasse es! und dann triffst du eine Entscheidung, es nicht zu machen.

Aber wenn du dir nicht sicher bist, welchen Weg du einschlagen sollst, dann sagst du: „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Dann kratzt du nur ratlos deinen Kopf. Arjuna fällt in diesen Geisteszustand hinein.