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Liebe Besucher,
Liebe Devotees,

nach monatelanger intensiver und freudiger Arbeit an dieser Webseite zusammen mit unserer Webdesignerin bin ich sehr glücklich, dass nun alles soweit vollendet ist. Heute am 9.9.2016
ist zudem der Erscheinungstag von Shrimati Radharani, ein äußerst glücksverheißender Tag
für die Premiere unseres Forums und dieser Webseite als Ganzes.

Anstelle von Verhaltensregeln möchte ich einfach alle TeilnehmerInnen höflich darum bitten,
nett zueinander zu sein und auch bei Meinungsverschiedenheiten – die naturgemäß immer irgendwann bei Diskussionen auftreten werden – stets den guten Ton zu wahren.

Ich freue mich auf einen regen Austausch.

Euer Vedanta

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Predigen

Predigen ist kein Glied der Uttamā-bhakti
Tanmay Krishna Dasa

Einige moderne Caitanya-Bhakti-Sekten betonen das Predigen als die vermeintlich wichtigste Pflicht eines Devotees. Predigen in diesem Zusammenhang hat die Bedeutung von Missionieren, d.h. der Versuch, Menschen zu bekehren, um Anhänger des Bhakti-Pfades zu werden.

Dies geschieht typischerweise durch den Verkauf von Büchern an andere, durch das Anbieten von kostenlosem Essen, durch die Einladung in den Tempel mit üppig und schön geschmückten Murtis, durch das Tanzen und Singen von lächelnden Devotees in überfüllten Straßen, durch die Einladung von Menschen zu „Hausprogrammen“, durch die Beschaffung von Spenden für den Tempel von Geschäftsleuten und manchmal einfach durch das Anstoßen eines empathischen Gespräches.

Rupa Goswami schloss Predigen nicht in die Glieder der Bhakti mit ein

Eine Untersuchung der Lehren Rupa Goswamis zeigt, dass das Predigen zu anderen nicht als ein Glied der Bhakti für den Sādhaka betrachtet wird. Das Ziel der Uttamā-bhakti ist Uttamā-bhakti, und die Mittel, um es zu erreichen, sind die Glieder der Bhakti von Rupa Goswami. Während das Fehlen von Predigen in diesen Gliedern zwar nicht bedeutet, dass das Predigen verboten ist, bedeutet es doch, dass Rupa Goswami – die Person also, die die Absicht Śrī Caitanyas verstanden hat – das Predigen nicht als Teil des Sādhanās eines Sādhakas betrachtet hat.

Śrī Caitanya hat Sādhakas nicht angewiesen zu predigen

Eine typische Rechtfertigung für das Predigen ist das Vorbild Śrī Caitanyas. Zum Beispiel sagte Śrī Caitanya während seiner Reisen in Südindien einmal einem Brahmanen, als er ihn traf:

yāre dekha, tāre kaha ‘kṛṣṇa’-upadeśa āmāra ājñāya guru hañā tāra’ ei deśa”
Sprich die Unterweisungen Kṛṣṇas zu jedem den du siehst.
Sei auf meine Anweisung hin ein Guru und befreie diesen Ort.

Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Brahmane die Rolle einer Sādhaka spielte. Dies ist keine allgemeine Anweisung von Śrī Caitanya an Sādhakas, sonst hätte Rupa Goswami sie als Glied der Bhakti in die Liste mit aufgenommen.

Dass das Predigen nicht die Hauptmission von Śrī Caitanya ist, zeigt sich an der Tatsache, dass Rupa und Jiva Goswami und die zahlreichen Devotees, die ihnen folgten, darunter Vishvanatha Cakravarti, seit Jahrhunderten nicht versucht haben, Zehntausende von Schülern zu bekehren oder anzusammeln (was für viele moderne Gurus das erklärte Ziel ist).

Predigen steht im Widerspruch zu Kṛṣṇas Anweisungen für einen Sādhaka

Kṛṣṇa lehnt das Massenpredigen in der Bhagavad-gītā ab. Im achtzehnten Kapitel weist Er Arjuna, der die Rolle eines Sādhaka spielt, an, ein Devotee zu werden und sich Ihm hinzugeben. Im nächsten Vers sagt Kṛṣṇa:

Dieses vertrauliche Wissen sollte von dir niemals einer Person offenbart werden, die nicht bereit ist, sich einer spirituellen Disziplin zu unterziehen, oder einer, die der Hingabe entbehrt, oder einer, die nicht von ganzem Herzen neugierig ist, oder einer, die neidisch auf Mich ist. (BG 18.67)

Die überwiegende Mehrheit der Öffentlichkeit ist nicht daran interessiert, ein Verehrer Kṛṣṇas zu werden. Und im folgenden Vers sagt Kṛṣṇa:

Wer Meinen Devotees diese höchste geheime Weisheit vermittelt und so die höchste Hingabe an Mich ausführt, kommt allein zu Mir. Daran besteht kein Zweifel. (BG 18.68)

Viele empfinden das Missionieren auf der Straße als öffentliches Ärgernis. Vers 18.68 zeigt, dass das Wissen über Bhakti allein den Bhaktas vermittelt werden muss. Wenn es Menschen gibt, die sich aufgrund ihrer vergangenen Saṁskāras wirklich für Bhakti interessieren, werden sie von selbst auf den Bhakti-Pfad aufmerksam werden. Dieses Prinzip wird im Kontext von Yoga im sechsten Kapitel der Bhagavad-gītā von Kṛṣṇa selbst erklärt.

Predigen kann sogar ein Aparādha [Vergehen] sein

Im Padma-purāṇa gibt es klare Anweisungen, dass es ein Aparādha ist, jemanden zu unterweisen, der kein Śraddhā in Bhakti hat, oder jemanden, der nicht daran interessiert ist, von Bhakti zu hören. Viele Menschen werden durch öffentliche Shows von Bhakti, Versuche der Missionierung oder manipulative Bemühungen, Bücher zu verkaufen, irritiert. Viele Empfänger von Büchern werfen diese einfach in den Müll. Predigen erzeugt in ihnen Respektlosigkeit für Kṛṣṇa, was jeder Devotee tunlichst vermeiden sollte.

Zuvor war das Wissen über Bhakti auf eine kleine Gruppe von Menschen und eine kleine Anzahl von Büchern, die hauptsächlich in Sanskrit waren, beschränkt. Die Predigermentalität hat dieses Wissen nun für jeden zugänglich gemacht, ohne den richtigen Kontext oder die richtigen Interpretationsmethoden bereitzustellen und ohne persönliche Anleitung. Es ist inzwischen zu einem großen Problem geworden, den weit verbreiteten Fehlinterpretationen und Missverständnissen bezüglich Bhakti zu begegnen.

Tatsache ist, dass das Caitanya-Vaiṣṇavatum historisch gesehen nie eine bekehrende Religion war; selbst ihre Gründer - Jiva und Rupa Goswami - haben solche Dinge nicht versucht. Die Nachahmung des „Predigens“ Śrī Caitanyas ist keine gute Idee für einen Sādhaka. Auf der anderen Seite ist es eine sehr gute Idee, sich an die Glieder der Bhakti zu halten. Das Ziel von Uttamā-bhakti ist Uttamā-bhakti, und nicht etwa zu anderen zu predigen.

Predigen erfüllt ein psychologisches Bedürfnis

Das Predigen erfüllt das folgende psychologische Bedürfnis. Für einen Prediger ist es viel erfüllender, wenn eine große Anzahl von Menschen seinem Weg folgt. Die Erhöhung der Anzahl der Personen in der Gruppe gibt einem das Gefühl der Sicherheit auf dem eigenen Weg. Der Prediger ist zufrieden damit, eine andere Seele „gerettet“ zu haben. Schließlich bringt die Anzahl der Bekehrungen, die ein Prediger bewirkt, einen Mehrwert, Respekt und (zumindest in einigen Fällen) auch finanzielle Sicherheit. Leider entspricht keines dieser Elemente den Zielen und/oder Definitionen von Uttamā-bhakti.

Moderne Devotees lieben es, darauf hinzuweisen, wie das Predigen dazu beigetragen hat, (eine Version von) Bhakti zu verbreiten und sie so vielen Menschen zugänglich zu machen, die sie angenommen haben.

Die Frage ist jedoch, ob diejenigen, die die Bhakti-Version des Predigers übernommen haben, die Ergebnisse von Uttamā-bhakti erreicht haben. Der Uttamā-bhakti-Pfad, wenn er richtig praktiziert wird, macht die Menschen glücklich.

Viele Prediger versuchen, Menschen von der Gesellschaft zu entfremden, indem sie ein tiefes Misstrauen gegenüber allem abseits des Weges des Predigers schaffen. Dies führt zu psychologischen Narben, die die Persönlichkeit entstellen. Prediger versuchen, die Gedanken ihrer Herde zu kontrollieren, indem sie Angst vor Ideen und Konzepten schüren, die ihrem Predigen widersprechen.

Die Frage ist: Sind die Menschen durch die Übernahme des ihnen gepredigten Bhakti-Prozesses zu besseren Menschen geworden, oder sind sie zu misstrauischen, paranoiden, unglücklichen Menschen geworden, die Angst vor dem Hinterfragen haben, Angst haben, neue Dinge zu lernen, sich nicht verbessern können und Angst haben, aus der Parteilinie des Predigers auszusteigen?

Sind die Menschen heute stolz und glücklich, Teil des von den Predigern propagierten Weges zu sein, oder beschämt, sich in der Öffentlichkeit dazu zu bekennen, weil es viele widerwärtige Skandale und empörende Ansichten gibt, die in einigen modernen Sekten weit verbreitet sind, verursacht durch Fehlinterpretationen von Bhakti-Texten?

Uttamā-bhakti ist für normale Menschen. Das Predigen kann und hat sie vertrieben oder anormal gemacht. Eine Wolke hängt nun über der Zukunft der Caitanya Vaiṣṇava-Tradition.

Mit freundlicher Erlaubnis von Tanmay Krishna Dasa
https://bhaktitattva.com/2019/01/12/preaching-is-not-a-limb-of-uttama-bhakti/