Willkommen im Forum

Liebe Besucher,
Liebe Devotees,

nach monatelanger intensiver und freudiger Arbeit an dieser Webseite zusammen mit unserer Webdesignerin bin ich sehr glücklich, dass nun alles soweit vollendet ist. Heute am 9.9.2016
ist zudem der Erscheinungstag von Shrimati Radharani, ein äußerst glücksverheißender Tag
für die Premiere unseres Forums und dieser Webseite als Ganzes.

Anstelle von Verhaltensregeln möchte ich einfach alle TeilnehmerInnen höflich darum bitten,
nett zueinander zu sein und auch bei Meinungsverschiedenheiten – die naturgemäß immer irgendwann bei Diskussionen auftreten werden – stets den guten Ton zu wahren.

Ich freue mich auf einen regen Austausch.

Euer Vedanta

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König im Sein, Knecht zum Schein

Vorlesung über Hinduismus (8. Teil, 7. Fortsetzung)
SH Shri Satyanarayana Dasa Babaji Maharaja

Macht die Geschichte der Bhagavad Gita für euch nun Sinn? Sie ist sehr praktisch. Sie ist tatsächlich etwas, was wir in unserem Leben nutzen können, wenn wir anfangen, dies in unserem eigenen Geist, unseren eigenen Bindungen und unseren eigenen Mängeln zu sehen. Wir verstehen dann, wie es kommt, dass ich unglücklich bin, oder wie kommt es, dass ich immer in die gleiche Art Schleife hinein gerate. Wie ihr wisst, tun wir in unserem Leben manchmal Dinge, woraufhin immer dasselbe geschieht. Das hat auch seinen guten Grund, denn es gibt ein Programm in dir, das dich zwingt, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln, und am Ende machst du immer dasselbe. Deshalb müssen wir diese Dinge im Inneren prüfen, um aus dieser Schleife herauskommen. Und das ist nur möglich, wenn wir eine geeignete Sicht haben, das richtige Verständnis dafür. Die Gita schenkt uns diese Vision, sie schenkt uns das Wissen, dies zu tun. Sie lehrt uns, wie wir über diese Abhängigkeits- und Hassprinzipien hinauswachsen können. Denn als Seele sind wir frei von beiden. Diese Dinge sind nur im Kopf. Sie sind nicht in uns, dem spirituellen Wesen. Diese Dinge sind nur im Kopf und sie kommen von außen.

Wir haben gewisse Erfahrungen gemacht, die uns Freude gemacht haben. Wir haben Erfahrungen gemacht, die uns beunruhigt haben, die wir nicht mögen. Dann werden diese Dinge in unseren Geist eingraviert, und sie beginnen, uns zu beherrschen, ohne dass wir uns dessen gewahr werden. Es gibt einen unbewussten Teil des Geistes, wo die Dinge bleiben - das ist auch der Grund dafür, warum es als Unbewusstes bezeichnet wird, weil wir uns nicht bewusst darüber sind, was da ist. Aber es beeinflusst uns. Die Bhagavad Gita lehrt uns, wie wir uns diesem unbewussten Teil nähern können. Wir haben den bewussten Geist, mit dessen Hilfe wir wissen, welcher Gedanke auftaucht, wir können das direkt sehen und entsprechende Entscheidungen treffen. Aber dann gibt es noch den unbewussten Anteil, der uns auch beherrscht, obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind. Und das ist der größere Anteil.

Selbst Freud hat gesagt, dass
das Unbewusste 90 % des Geistes ausmacht,
das Bewusstsein nur 10 %.

Er gab das Beispiel eines Eisbergs. Er sagte, es ist genau wie wenn man einen Eisberg auf dem Wasser schwimmen sieht. Was man draußen sieht, ist nur ein Zehntel, neun Zehntel des Eisbergs sind unter Wasser. Ein gewaltiger Anteil unseres Geistes ist demnach unbewusst, übt aber große Macht auf uns aus. Wir müssen uns davon lösen.

Die Ursache des Problems
liegt in diesem unbewussten Anteil
der uns nicht bekannt ist,
dessen wir uns nicht bewusst sind.

Denn so viele Dinge haben wir in diesem Leben erlebt, besonders in der Kindheit und auch in vergangenen Leben. Wir erinnern uns zwar nicht an diese Dinge. Aber sie sind nicht verloren, sie sind da. Wie viele Male gehst du auf den Markt und kaufst Sachen? Dann legst du sie in den Abstellraum oder irgendwo hin, und für Jahre benutzt du sie kein einziges Mal. Sie liegen dort, aber sie sind nicht verloren. Genau so gibt es viele Dinge, die im Abstellraum unseres Geistes liegen. Der einzige Unterschied ist, dass die Sachen, die in deinem Lagerraum liegen, keine Kontrolle über dich ausüben, es sei denn, du holst sie heraus. Aber jene Dinge, die in deinem Inneren liegen, üben Macht über deine Denkvorgänge aus. Von ihnen hängt es ab, wie deine Gedanken kommen und gehen.

Wir müssen uns dieser Sache annehmen!
Nur so gibt es Hoffnung, glücklich zu werden.
Ansonsten bleibt dieses Glück ein Trugbild,
weil ich ja keine Kontrolle darüber habe.
Wenn ich keine freie Person bin,
wie kann ich dann glücklich sein?

Deshalb streben wir alle nach Glück und Freiheit, wir alle wollen frei sein. Aber die wirkliche Freiheit ist die innere Freiheit. Äußere Freiheit ist schön und gut, aber es macht auch nichts, wenn ich nicht frei bin. Wenn du innere Freiheit besitzt, dann bist du wirklich frei, auch wenn du äußerlich ein Knecht bist. Dann kann dich niemand knechten.

Es gibt eine Geschichte eines griechischen Philosophen namens Dionis - habt ihr schon von ihm gehört? Er pflegte nackt umherzugehen und er war auch ein sehr schöner Mensch. In jenen Tagen gab es das System der Sklaverei, man konnte Sklaven kaufen und auch verkaufen. Eines Tages erspähten ihn ein paar Männer im Wald und raunten sich gegenseitig zu:

Eiderdaus!!
Dieser Kerl da wird uns ein hübsches Sümmchen einbringen,
wenn wir ihn fangen!

Die vier oder fünf Männer überlegten, wie sie ihn am besten packen, zum Sklavenmarkt bringen und verkaufen könnten. Nachdem er aber auch von hünenhafter Statur war, umkreisten sie ihn zunächst. Mittlerweile schwante Dionis bereits, dass diese Männer etwas im Schilde führten und er fragte sie direkt:

Was wollt ihr?
Wir wollen dich einfangen!
Kein Problem, ich bin da!

[Lachen im Publikum] Die Männer waren bestürzt und dachten bei sich: Nanu, der leistet ja gar keinen Widerstand!“ Dann fügten sie erklärend hinzu:

Wir wollen dich nämlich als Sklaven verkaufen!
Alles klar, dann lass uns doch gehen! [Lautes Lachen im Publikum]
Wo müssen wir hin?
Hier lang, und danach da lang ...
Gut, dann lass uns aufbrechen!

Sie wollten ihn mit Stricken binden und merkten beiläufig an:

Als Sklave müssen wir dich nunmal fesseln ...
Kein Thema, gebt den Strick her, ich werde mich selber binden [Lachen im Publikum].

Darauf gingen sie gemeinsam los, jedoch in recht moderatem Tempo.

Hei, Jungs, warum so langsam? Marschiert gefälligst schneller!

Gesagt, getan. Er schritt also allen voran und sie folgten ihm nach. Normalerweise sollten eigentlich Sklaven hinter dir gehen [alle lachen]! Er aber lief voraus, wie ein Hund an der Leine - der Hund ist stets vor dir. Und obwohl du denkst, dass du deinen Hund Gassi führst, geht er eigentlich mit dir Gassi [alle lachen], weil er vorausläuft.

Schließlich brachten sie ihn zum Verkaufsstand auf dem Sklavenmarkt, mit vielen Menschen ringsherum. Sie haben ihn also dort hinstellen lassen und einer der Männer verkündete:

Wir haben diesen Sklaven hier und wollen ihn verkaufen.

Dionis aber protestierte: Halt‘ die Klappe! Ich bin der Sklave und ich stehe hier zum Verkauf! Ihr habt mich aber nicht gefangen, ihr wart nicht einmal schnell genug beim Marschieren. Ich bin aus freien Stücken hierher gekommen und bin bereit, mich nun selber zu verkaufen, macht euch keine Sorgen.

Dann begann er, lautstark auf sich selber zu bieten. Ein reicher Mann kaufte ihn schließlich und brachte ihn zu sich nach Hause. Die Männer waren natürlich überglücklich mit dem Geschäft.

Dionis war stets sehr gehorsam. Was immer der reiche Mann ihm befahl, führte er ohne Murren aus. Keine Einwände, nichts, und er war absolut anspruchslos - weil er eben ein freier Mann war. Er war völlig frei, für ihn waren die Umstände egal, er war stets glücklich. Normalerweise sind ja Sklaven unglücklich und denken: „Mein Gott, das muss ich auch noch tun … .“ Nach einem Jahr meinte der Besitzer verwundert zu sich selbst:

Dieser Typ ist echt erstaunlich!
Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr so sicher,
wer denn nun der Meister ist - er oder ich?
Eigentlich ist dieser Kerl der Meister
und ich bin sein Sklave!

[Lautes Lachen im Publikum]. Er fing an, mit ihm zu reden und erkannte, dass Dionis ein großer Philosoph war. Schließlich ließ er ihn frei und entschuldigte sich zuvor noch bei ihm: „Du gehst bitte, es tut mir leid ...“. Aber Dionis entgegnete: „Nein, nein, es waren für mich keine Beschwernisse, ich bin glücklich! Ich wandere nur herum. Und ich dachte, wenn ich diesen Leuten einen Gefallen tun könnte, damit sie etwas Geld verdienen, dann wäre das kein Problem für mich. Jedenfalls wandere ich einfach nur umher.“ Die Sache ist nämlich die:

Wenn du frei bist,
dann kann niemand dich zum Knecht machen.
Wenn aber du nicht frei bist,
dann kann niemand dich frei machen.

Auch wenn du ein freier Bürger eines freien Landes bist, bist du immer noch der Knecht deines eigenen, unbewussten Geistes. Und der wird dir immer Ärger bereiten, wie ein schlechter Meister. Es gibt ein Sprichwort: „Der Geist ist ein schlechter Meister, aber ein guter Diener“. Wenn du also deinen Geist zum Meister machst, hast du dir selber geplanten Ärger eingehandelt. Aber: Wenn du deinen Geist zu deinem Diener machst, dann bist du der König. Dann kannst du wirklich genießen. Das ist es, was die Bhagavad Gita lehrt. Später wird Krishna diesbezüglich noch eine sehr schöne Aussage machen, Er sagt nämlich:

uddhared ātmanātmānaṁ nātmānam avasādayet
ātmaiva hy ātmano bandhur ātmaiva ripur ātmanaḥ

Das Selbst soll durch den Geist erhoben und niemals erniedrigt werden, denn der Geist ist in der Tat der Freund des Selbst, wie auch sein Feind.

- Bhagavad Gita 6.5

Dein Geist ist dein Freund und dein Geist ist dein Feind. Wenn du daher deinen Geist nicht im Griff hast, ist er dein Feind. Und wenn dein Geist unter deiner Befehlsgewalt ist, ist er dein bester Freund. Das ist es, was uns die Gita lehrt und das ist die Botschaft, von der Krishna spricht. Natürlich sagt Er viele andere schöne Dinge, aber das ist eine der sehr wichtigen Lehren, die er am Anfang vermittelt. Und diese ist für jeden Menschen notwendig.

Diese Lehre
ist nicht für Hindus oder Inder
oder für Männer, nicht aber für Frauen.
Nichts dergleichen.
Sie ist für Alle.

Denn jeder hat ja dieses Problem. Diese Lehren sind daher nicht sektiererisch oder mit irgendeiner Religion verbunden. Es ist nicht so, dass Christen oder Muslime diese Lehren nicht brauchen. Deshalb ist die Bhagavad Gita universelles Wissen, weil sie ein universelles Prinzip lehrt, das nichts damit zu tun hat, welcher Religion, welchem Land oder welchem Geschlecht du angehörst, das hängt davon nicht ab.

Das ist die Bedeutung
Absoluten Wissens.
Nicht abhängig von irgendetwas Äußerem.