Krishna Stolz

Stolz – das Gegenteil von Liebe

Ein Artikel von Shri Satyanarayana Dasa Babaji

Die Geisteshaltung der Materialisten ist ganz das Gegenteil der Geisteshaltung der Spiritualisten. Aus diesem Grunde können materialistische Menschen den Geist der Spiritualisten nicht verstehen – Vaishnavera kriya mudra vijsheha na bujhaya.

Bhakti Yoga Stolz auf sich sein

Der Kernpunkt des Unterschieds zwischen beiden Geisteshaltungen besteht darin, dass ein Materialist ego-zentriert und ein Spiritualist oder Devotee Gott-zentriert ist. Jeder Akt des Materialisten wird egoistisch getan – für sein oder ihr eigenes Vergnügen (kein Wunder dass „Selfies“ so sehr in Mode sind), mit einem Konzept von „Selbst“, was sich in erster Linie auf den materiellen Körper und Geist beschränkt.

Der Weise Yajnavalkya spricht sehr betont über diesen Punkt (in der Brihad Aranyaka Upanishad 2.4.5). Er sagt zu seiner Frau Maitreyi, dass eine Ehefrau ihren Mann nicht seinetwegen liebe, sondern ihretwegen. In ähnlicher Weise liebe ein Mann seine Frau nicht ihretwegen, sondern seinetwegen. Er fährt fort und erklärt, dass alle Liebe in dieser materiellen Welt nur um des Selbst willen sei. Manchmal kommt dieser Egoismus klar zum Ausdruck; manchmal nicht – wie im Falle von Arjuna, der wegen seiner eigenen Traurigkeit aufgrund von Mitgefühl für seine Verwandten nicht kämpfen konnte (Bhagavad Gita 1.27-28).

In perfekter Hingabe jedoch – wie am deutlichsten von den Gopis, den größten aller Spiritualisten veranschaulicht – wird eine Handlung nur zur Freude Gottes getan. Wie Shri Shuka sagt (SB 10.14.55), ist Krishna das Selbst des Selbst. Daher, nach Yajnavalkyas natürlichem Prinzip der Selbst-Liebe, ist Krishna das höchste und natürlichste Ziel der Liebe.

Der Materialist versucht ein Spiritualist zu werden

Es gibt eine dritte Kategorie von Menschen, nämlich die Sadhakas, die weder Materialisten noch perfekte Spiritualisten sind. Ihre Lage ist ein wenig mühsam. Materialisten arbeiten natürlicherweise für die Freude ihres begrenzten Verständnisses vom Selbst. Spiritualisten wie die Gopis arbeiten natürlicherweise mit ihrem erleuchteten Selbst-Konzept für die Freude des Selbst ihres Selbst, Shri Krishna. Ein Sadhaka befindet sich jedoch im Übergang zwischen diesen beiden Zuständen. Seine natürliche Geisteshaltung ist die eines Materialisten, aber sein Bestreben ist es, gemäß der Geisteshaltung eines Spiritualisten zu handeln. Besonders auf der Stufe des Neulings findet daher ein ständiges Tauziehen in seinem Kopf statt.

Zur Erreichung der Vollkommenheit muss ein Sadhaka seinen Fokus zu ändern. Als Materialist konzentrierte er sich auf sein winziges, entzweiendes Konzept vom Selbst, aber jetzt muss er sich auf das größere Selbst-Konzept, mit Krishna und Guru im Mittelpunkt konzentrieren. Die materialistische Reise führt in eine Richtung, die spirituelle Reise in die entgegengesetzte.

Essen

Ein Sadhaka muss versuchen, seinen Schwung umzulenken und sich in eine neue Richtung bewegen. Er muss das aufgeben, was er als Materialist für am kostbarsten erachtete: seine Selbstsucht, seinen Stolz und Egoismus – denn diese sind die größten Hindernisse für seinen spirituellen Fortschritt. Als Materialist hatte er für sein eigenes Wohlergehen gearbeitet, so muss er jetzt lernen, nur für das Wohlergehen von Krishna und Guru zu arbeiten in dem Wissen, dass sein wahres Selbst dort zentriert ist und deshalb sein wirkliches Wohlergehen dort liegt.

Wir sind wie ein Spiegelbild und Krishna ist wie das ursprüngliche Objekt. Wenn du die Reflexion schön aussehen lassen willst, dann solltest du das ursprüngliche Objekt verschönern. Es gibt keine Möglichkeit, die Reflexion unabhängig zu verschönern. Das ist der Fehler, den die Materialisten machen. Sie wollen von Gott unabhängig glücklich werden. Aber dies ist nicht einmal theoretisch möglich. Ein Sadhaka muss diese Tatsache sehr klar verstehen, und wenn er nicht in der Lage ist zu verstehen, dann muss er zumindest Vertrauen darin haben. Dann wird es leichter sein, auf die vergebliche Verfolgung eigennützigen Glücks zu verzichten.

Zerstöre deinen Stolz

Bhakti Zerstöre deinen Stolz

Selbstsucht, Stolz und Egoismus sind für Liebe und Bhakti wie ein Dorn im Auge. Daher empfahl Mahaprabhu, demütig und respektvoll gegenüber allen, ohne Verlangen nach eigener Anerkennung und duldsam wie ein Baum zu sein. Er lehrte, dass man stetigen Kirtan nur in einer solchen Stimmung ausführen könne. Dies gilt nicht nur für Kirtan sondern für jeden Seva (Dienst).

Die Mentalität hier ist genau das Gegenteil der materialistischen Mentalität. Der materialistische Geist denkt, dass er durch Aufblähen seiner eigenen Macht und Wichtigkeit, und durch Bedienen seiner eigenen Bedürfnisse florieren wird. Aber der Geist des Spiritualisten erkennt, dass er dann erblüht, wenn er den anderen Bedeutung beimisst und ihren Bedürfnissen dient. Ein Materialist will deshalb sein Ego und seinen Stolz beschützen und sogar noch steigern, ein Spiritualist hingegen strebt danach, genau dieselben Dinge loszuwerden. Indem wir andere respektieren, können wir unseren Stolz und Egoismus loswerden. Indem wir duldsam werden, können wir selbstlosen Dienst für andere tun.

Bhakti Yoga Stolz

Ein Baum isst weder seine eigenen Früchte noch sitzt er in seinem eigenen Schatten. Sein Holz verbrennt, um andere zu wärmen und ihr Essen zu kochen. Er beschwert sich nie über Hitze, Kälte, Regen oder starken Wind. Er reinigt die Atmosphäre indem er Kohlendioxid verbraucht und Sauerstoff produziert. Und das Beste daran ist, dass er nie gegenüber anderen mit seinem Dienst prahlt.

Sei still!

Manchmal können wir duldsam sein und uns nicht beschweren, aber es ist schwer, nicht nach Lob zu trachten oder sich selbst für seine Demut zu rühmen. Lieder zum Lobpreis unserer eigenen Demut zu singen ist ziemlich selbstzerstörerisch! Einen Seva zu tun und dann mit anderen darüber zu sprechen, vereitelt den Seva – und blockiert jeglichen spirituellen Nutzen, der uns ansonsten zuteil geworden wäre. Wir sollten nicht sagen, wir hätten „selbstlosen Dienst“ geleistet. Wir sollten nicht einmal denken, dass wir selbstlosen Dienst getan und somit eine gewisse Anerkennung verdient haben. Ein Sadhaka muss sogar von dem Wunsch nach Respekt, Anerkennung und Lob freiwerden, denn auch solch ein lauernder Wunsch wird zu Stolz und Egoismus führen, den Feinden der Liebe. Sie stehen im Gegensatz zu der von Mahaprabhu gegebenen Formel kontinuierlichen Sevas.

Manchmal verzichten wir vielleicht darauf, uns direkt vor der Person, der wir dienen zu berühmen, aber direkt oder indirekt prahlen wir damit gegenüber anderen. Dies behindert ebenfalls den spirituellen Nutzen unseres Dienstes. Wenn es uns also mit Bhakti ernst ist, sollten wir niemals über für andere erbrachten Dienst oder geleistete Wohltätigkeit sprechen.

Auch wenn wir Stolz in anderen als geschmacklos empfinden, sind wir dennoch so von unserem eigenen Stolz gefangen, dass wir nicht einmal erkennen, wie widerwärtig das auf andere wirken muss. Niemand schätzt eine hochmütige Person. Und natürlich zieht Stolz die Kritik und Missachtung anderer nach sich.

Hingebungsvolle Praxis mündet in reine Liebe, Stolz hingegen führt uns in den Materialismus. Stolz gleicht einem Tropfen Zitronensaft, der Tonnen von Milch verderben kann. Angenommen, du hast etwas Segensreiches für jemanden getan und danach prahlst du damit gegenüber einer dritten Person. Wenn die Person, der du geholfen hast dies hört, wird er oder sie sich wahrscheinlich benutzt oder ausgebeutet fühlen und folglich beleidigt und verletzt sein. Ihre Wertschätzung und Respekt für dich werden nachzulassen und sie kann sogar böse auf dich sein. Sie wird wohl nicht darüber sprechen, aber sie würde deine Hilfe nicht noch einmal in Anspruch nehmen. Die Person, der geholfen hast, war sich deines Opfers sicherlich bewusst, warum also musstest du darüber sprechen? Liegt darin irgendein wirklicher, spiritueller Nutzen? Nein, es bläht nur dein Ego auf, und beweist, dass du versteckte Wünsche nach Lob und Anerkennung hast.

Wenn wir als eine große Person bekannt sein wollen, als ein reiner Krishna-Devotee, sollten wir uns fragen: „Warum will ich diese Lobeshymne? Wird es meine Liebe zu Krishna zu vergrößern?“ Sicher nicht! Warum also sollten wir uns auf die Jagd begeben nach etwas, das weder spirituell vorteilhaft, noch spirituell neutral sondern sogar spirituell schädlich ist? Es mag dir materiell gesehen von Nutzen sein, aber das ist nicht das Ziel eines Sadhaka. Nach Lob zu streben vergeudet letztlich unsere Mühe, Zeit und Geld.

Krishna genießt nicht unseren Stolz

Ähnlich wie wir, so toleriert es auch Krishna nicht, wenn wir Ihm oder Seinen Devotees dienen und dies dann überall verkünden. Er ist sehr intolerant was Stolz betrifft, vor allem bei jemandem, der Sein Devotee sein möchte. In den Schriften gibt es viele Geschichten, die dies illustrieren. Krishna duldete nicht einmal den harmlosesten Stolz der Gopis, als sie sich glücklich fühlten, mit Ihm zu tanzen. Er verließ sie, verschwand einfach, und nahm Shrimati Radhika mit Ihm. Aber als Shri Radhika fühlte, dass Sie unter allen Gopis eine ganz Besondere war, verließ Er Sie auch. Die Gopis und Shrimati Radhika sind das Herz von Shri Krishna und sie sind nicht im Geringsten stolz, doch Krishna spielte dieses Lila, um uns den Weg der reinen Liebe zu lehren. Um daher unsere Liebe zu vergrößern, sollten wir versuchen, frei von Stolz und selbstlos zu sein. Wir sollten nicht unsere Wohltätigkeit oder unseren Seva anderen offenbaren, einschließlich (und vor allem) den Seva, den wir für Guru und Krishna tun.

Lob und Kritik sind beide gut

In der modernen Welt ist Eigenlob gang und gäbe. Wenn wir uns für einen Job bewerben, müssen wir Lobeshymnen über unsere Leistungen singen. Wir müssen den Arbeitgeber beeindrucken. Dies ist ein allgemeiner Trend. In einer Versammlung von Menschen versucht jeder, mit seinen Errungenschaften anzugeben. Dies mag im materiellen Bereich in Ordnung sein, aber im spirituellen Bereich ist ein solches Verhalten gleichbedeutend mit Selbstmord. Lob über dich auch nur zu hören ist gefährlich, ganz zu schweigen davon, dich selbst zu loben! Aus diesem Grund empfiehlt es sich nicht, deine spirituellen Erfahrungen und Verwirklichungen in die Welt hinauszuposaunen. Shri Jiva Gosvami rät sogar, anderen nicht einmal deine spirituelle Praxis zu enthüllen (Bhakti Sandarbha 339) und zitiert SB 8.17.20 zur Untermauerung seiner Aussage. Die eigentliche Bedeutung des Wortes Mantra ist, „das, was geheim gehalten wird.“

Was immer man sagt oder tut, Lob und Kritik sind beide unvermeidlich. Shri Krishnas Rat ist es, von beiden nicht betroffen zu sein (Gita 12.19, 14.25, 26). Wir neigen dazu, uns gestört zu fühlen, wenn uns jemand kritisiert, aber wenn uns jemand lobt, fühlen wir uns glücklich. Lob ist aber auch unangenehm, weil der Genuss des Lobes der Same ist, der uns veranlasst zu leiden, wenn wir Kritik erfahren. Wenn wir Lob nicht genießen, werden wir auch nicht unter Kritik leiden. Daher rät Shri Krishna, beide als gleich zu sehen und gleichgültig gegenüber beiden zu sein. Noch besser ist es allerdings zu versuchen, sich bei Kritik glücklich zu fühlen, weil sie die Gelegenheit zur Verbesserung bietet. Es ist sehr bedauernswert, dass wir aufgrund unserer materialistischen Reflexe bei Kritik sofort in Verteidigungsstellung gehen.

Eine Ausnahme

Wenn die Offenlegung eines Dienstes, den du erbracht hast, einer anderen Person weiterhilft, dann kann dieser mitgeteilt werden. Wenn beispielsweise jemand dringend 200 Euro braucht und du hast ihm mit 50 Euro geholfen, kannst du darüber sprechen, um andere zu inspirieren auch beizutragen. Aber auch hier musst du dir ganz klar über deine Absicht sein. Es sollte nicht getan werden, um Eigenlob zu ernten. Diese Tendenz, gelobt werden zu wollen, ist sehr tief und subtil im Herzen. Oft sagen wir, wir erwarten keine Anerkennung für unseren Service, aber tief in unserem Herzen wünschen und genießen wir Worte der Anerkennung. Der Wunsch, als selbstlos berühmt zu werden, ist eben nicht selbstlos.

Du kannst es nicht vortäuschen

Reine Liebe, Prema, kann nur durch die Ausführung reinen hingebungsvollen Dienstes – Uttama-bhakti – erreicht werden. Dieser hingebungsvollen Dienst ist gewöhnlicher Wohltätigkeit überlegen. Wohltätigkeit kann für jeden getan werden, aber Uttama-bhakti ist nur für Gott und Seine Devotees. Vielleicht können wir materialistische Menschen mit eloquenten, indirekten und anspruchsvollen Strategien des Selbstlobes über unsere Wohltätigkeit an der Nase herumführen, aber unsere Wünsche, für unsere sogenannte Bhakti anerkannt zu werden, können die großen Devotees und Gott weder täuschen noch beeindrucken. Sie verstehen deine innere Haltung, die du selbst vielleicht nicht einmal kennst.

Babaji Bhakti Yoga Artikel Stolz

Wir müssen den Weg der Bhakti klar und gründlich verstehen, und ebenso wichtig ist es, ihm zu folgen, indem wir die Geisteshaltung derer verstehen, die diesen Weg beschreiten: Gott und die großen Devotees. Die Geisteshaltung solcher erhabenen Wesen zu verstehen, ist sicherlich keine leichte Aufgabe, aber es ist die primäre Mission der Geschichten in den Puranas, uns genau dabei zu helfen.


Dieser Artikel wurde von der Seite http://jiva.org übersetzt. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung! Hier der Link zum Originalartikel: http://jiva.org/pride-is-the-opposite-of-love-so-keep-quiet

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