Sucht Probleme vedische Psychologie

Sucht

FRAGE

Ich bin ein Opfer von schwerer Sucht nach Pornographie, Masturbation und übermäßigem Essen (vegetarisch). Meine Vorgeschichte umfasst Millionen von unternommenen Versuchen davon wegzukommen, gefolgt von Billionen von Rückschlägen, und ich habe Angst davor, dass bald ein weiterer Rückfall kommen könnte. Dies hat mein spirituelles Leben verkümmern lassen und verbraucht all meine mentale Energie. Ich habe eine anständige Kindheit gehabt und verstehe daher nicht, warum ich so bin. Mein Vater hat mich zwar geschlagen, aber er tat dies nur zu meinem Besten. Ich weiß nicht, ob dies ein Grund für meine Sucht sein könnte. Vielleicht hat es mit Karma aus meinem früheren Leben zu tun? Ich bin ein Süchtiger schon seit meiner Kindheit, bin jetzt 34, verheiratet und habe einen Sohn. Ich war immer schon reserviert und vom Charakter her eine Art Einzelgänger. Die Leute in meinem Umfeld denken, dass ich anständig und von gutem Benehmen bin, aber mein Herz ist aufgrund dieses Problems schmutzig. Oft scheint es mir, als ob ich überhaupt keine Willenskraft hätte. Welche Techniken gibt es, die ich anwenden könnte, um mich dauerhaft von dieser Fessel zu befreien? Gibt es Hoffnung für mich?

ANTWORT

Vielen Dank dafür, dass du über ein Thema schreibst, von dem viele Leute denken, es sei tabu, und daher nicht offen darüber reden, obwohl sie mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und sich schuldig fühlen. Wenn Schuldgefühle präsent sind, wirst du nicht in der Lage sein, die Sucht zu überwinden. Ein sehr wichtiger Bestandteil dabei, deine Sucht mit Hilfe von Jiva Vedische Psychologie erfolgreich anzugehen besteht darin, dass du zu dir selber freundlich und sanft bist. Azeptiere, dass was immer du getan hast, du es deshalb getan hast, weil es nach deinem damaligen Kenntnisstand das Beste war, wie du mit deinen Gefühlen umgehen konntest. Bitte fühle dich wegen deines Suchtverhaltens nicht schuldig. Du bist ganz in Ordnung und keine schmutzige Person. Du bist ein mutiger Mensch, weil du dieses Problem ans Tageslicht bringst, und deine Aufrichtigkeit, die Wahrheit zu erfahren, werden viele in unserem Forum sehr zu schätzen wissen.

Wenn wir uns mit dem Körper identifizieren, begehren wir nach Genuss mit dem Körper. Essen und Sex sind die höchsten Genüsse. Wenn die Menschen unglücklich sind, essen sie viel. Das Verlangen nach Sex ist eine Störung im Kopf. Dein Geist stört dich, also hast du Sex. Genau wie ein Jucken und das Bedürfnis sich zu kratzen. Sex ist wie wenn du einen Dorn im Fuß hast, du entfernst ihn und fühlst dich danach glücklich. Aber ist das wirklich Glück? Das kein Glück. Du bist einfach nur deinen Schmerz losgeworden. Im Grunde genommen gibt es zunächst Leid. Und wenn du das Leiden losgeworden bist denkst du: „Ah, das ist Glück!“ Das ist die Verwirrung.

Unser Leben ist im Grunde nichts anderes als unsere Gedanken und Wünsche. Wir treffen Entscheidungen automatisch, basierend auf unseren Wünschen, ohne viel darüber nachzudenken – ich rieche ein Objekt, ich bekomme den Wunsch, es zu essen, und dann esse ich es. Du magst vielleicht denken, dass du die Entscheidungen triffst, aber tatsächlich ist es ein Eindruck aus der Vergangenheit, der dich dazu bringt, auf diese Weise zu handeln. Je stärker der Eindruck aus der Vergangenheit, desto stärker ist dein Verlangen, und desto schwieriger ist es, diesem Verlangen oder Wunsch zu widerstehen. Wünsche sind wie Diebe, die uns der Sinne berauben und uns ohne Reichtum zurückgelassen. Dann stehen wir da, ohne jegliche Energie für Spiritualität. Aber deine Süchte sind nicht mächtiger als du. Genauso wie du die Süchte erworben hast, kannst du deine Süchte auch wieder fallenlassen.

Für die Arbeit mit Sucht, ist es sehr wichtig, den Geist zu beobachten. Spiritualität beginnt damit, unseren Geist mittels Beobachtung zu kontrollieren und dann jene vergangenen Eindrücke zu bewältigen, damit diese nicht uns überwältigen. In der Sucht sind wir uns unseres eigenen Geistes, unserer eigenen Gedanken und Emotionen nicht bewusst. Sie geschehen einfach, und wir handeln und reagieren mechanisch darauf. Missbrauchserfahrungen aus der Kindheit können Menschen dazu bringen, sich wertlos, wütend und innerlich leer zu fühlen, und sie versuchen dann, diese Leere mittels Essen, Drogen, Sex oder anderen materiellen Dingen zu füllen. Wir fehlidentifizieren uns mit dem Körper und versuchen, diesen zu erfreuen. Es ist so, als ob man versuchen würde, in den Benzintank Dahl und Chapatis einzufüllen und zu denken, dass dies der Kraftstoff sei, den das Auto zum Fahren brauche. Dies klingt albern, weil wir alle wissen, dass das Auto mit Benzin laufen muss. Egal, wie viel Dahl und Chapatis man ins Auto einfüllt, man wird es nicht zum Laufen bringen. Gleiches gilt für die Sucht. Eine Person wird weiterhin immer mehr und mehr von etwas nehmen, aber nie zufrieden sein. Egal, wie viel Nahrung du isst, oder Pornos du anschaust, die Gefühle der Wertlosigkeit und Leere werden bleiben. Je leerer wir uns innerlich fühlen, desto größer wird die Sucht, und desto schwieriger ist es, daraus auszubrechen. Doch dieses Gefühl der Leere kann niemals von etwas Materiellem gefüllt werden, weil die Ursache davon mit einem Mangel an Liebe zu tun hat. Daher besteht die ultimative und dauerhafte Lösung für das Leere-Gefühl darin, den Hunger der Seele zu stillen.

Praktische Übungen:

Es gibt mehrere Schritte, aus einer Sucht zu auszubrechen, und es ist ein langsamer und schrittweiser Prozess. Die folgende Antwort wird sich auf den ersten Schritt beschränken. Der erste Schritt, aus jeder Art von Suchtverhalten auszubrechen, besteht darin, dir vollständig und absolut bewusst über deinen Geist zu werden, und zwar insbesondere auch deiner Gedanken und Gefühle, den treibenden Kräften hinter deinem Suchtverhalten. Hier ist eine Möglichkeit, wie dies bewerkstelligt werden kann:

1. Das nächste Mal, wenn du den Drang nach übermäßigem Essen, Pornographie, oder Masturbation verspürst, halte inne bei dem, was du gerade tust. Hole dir ein Stück Papier und einen Stift. Setz dich hin. Schließe deine Augen. Entspanne dich. Nimm drei tiefe Atemzüge in den Bauch hinein.

2. Beobachte nun deine Gedanken. Notiere dir die Antworten auf folgende Fragen:

  • Was erzählt dir dein Geist über seine Wünsche?
  • Was will er jetzt gerade tun?
  • Was ist seine Argumentation? (Wie überzeugt er dich, seinen Wünschen entsprechend zu handeln?)
  • Welche Gefühle sind es, die diesen Wunsch antreiben? Schaue tief und sei spezifisch.

3. Als nächstes erlaube dir, diesem Wunsch entsprechend zu handeln. Wenn dir nach übermäßigen Essen zumute ist, iss einfach. Tue es mit hemmungsloser Leidenschaft. Mit einem Unterschied: werde dir dieses Mal über deine Gefühle und Gedanken bewusst, während du dich überisst, indem du folgendermaßen vorgehst:

  • Setz dich vor einen Spiegel und schau dich physisch in dem Spiegel an, während du dich überisst.
  • Beobachte dich genau und sorgfältig.
  • Notiere, was deine Gedanken sind, während du dich überisst.
  • Notiere, welche Gefühle präsent sind, während du dich überisst.

4. Sobald du die Übung abgeschlossen hast, überprüfe deine Notizen und schau nach, ob du einen Interventionspunkt finden kannst – einen Ort in deinen Gedanken oder Gefühlen, wo du dir selbst etwas anderes sagen könntest, um dich in die Lage zu versetzen, das nächste Mal eben nicht diesem Gedanken oder Gefühl folgend zu handeln.

5. Schreibe diesen neuen Gedanken auf, den du beim nächsten Mal, sobald du deine Gedanken dabei ertappst, dich in Richtung Suchtverhalten zu drängen, zu dir selber sagen kannst.

Wenn in deinen Notizen über deine Gedanken beispielsweise steht:

Ich dachte, dass ich ein solch schmutziges Herz habe, und ich habe Millionen Male bereits versucht, es zu beenden. Das wird nie klappen, was soll’s, ich werde mich einfach weiterhin überessen.

Dann könntest du dir in Gedanken stattdessen etwas anderes sagen wie etwa:

Ich fühle mich nicht würdig und ich versuche, dieses leere Loch in mir mit Essen zu füllen, aber ich weiß, dass dies nie funktionieren wird. Ich werde stattdessen andere Aktivitäten wie Singen, Kirtan oder Shastra-Lesen versuchen, die den Hunger meiner Seele stillen, und mich mit Liebe erfüllen werden.

Jedes Mal, wenn du deine Gedanken und Gefühle anerkennst, aber nicht entsprechend der alten Wünsche handelst, werden sie langsam aber sicher absterben. Jedes Mal, wenn du erfolgreich deinen Geist auf diese Weise lenkst, erstellst du eine neue Gewohnheit. Und schließlich wird dein Geist stark genug werden, um von sich aus automatisch den Weg zu wählen, der deine Seele glücklich macht.

6. Nächstes Mal, wenn du den Drang verspürst, der Sucht entsprechend zu handeln, lies einfach den neuen Gedanken, den du aufgeschrieben hast, um dir dabei zu helfen, deinen Geist und deine Dränge so zu lenken, dass du nicht auf sie reagierst.

Vedische Psychologie Babaji und Joshika, Thema Sucht
Babaji und Joshika

Wenn du eine Frage zu einem persönlichen oder Beziehungsproblem hast und möchtest, dass Babaji und Joshika unter dieser Rubrik „Vedische Psychologie“ antworten, so maile bitte deine Frage an Joshika: joshika@jiva.org.


Dieser Artikel wurde von der Seite http://jiva.org übersetzt. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung! Hier der Link zum Originalartikel: http://jiva.org/psychology/addiction/

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